Sehr geehrte Damen und Herren, Kunstinteressierte oder zufällige Besucher.

 

Wir weihen heute das 11. Symposium „Steine ohne Grenzen“ ein.

 

Ich freue mich, dass trotz der sehr schwierigen ökonomischen Randbedingung die vorhandene Kunst-Linie erweitert werden konnte.

 

Das Motto dieses Jahr hat viel mit der Forstverwaltung aber auch mit der gegenwärtigen politischen Lage zu tun:

 

Die Energien des Schaffensprozesses in sozialer, ökologischer und ökonomischer Hinsicht hervorzuheben.

 

 

Das kann sehr viel bedeuten:

 

Ein Begriff, der die Klammer für diese drei Bereiche herstellen kann, kann man als Nachhaltigkeit bezeichnen:

 

deswegen versuche diese Begriffe in meiner kurzen Rede zu verbinden und in einen Kontext zu meiner Arbeit hier in Buch auf den ehemaligen Rieselfeldern, jetzt als Hobrechtswald genannt, zu setzen.

 

 

Die Rieselfelder um Hobrechtsfelde sind ein künstlich bewußt für technologische Zwecke gestalteter Raum --- die Reinigung der Berliner Abwässer. Das geschah rund um die Jahre 1880 bis 1910.

 

Stadtbaurat Wiebe und James Hobrecht und der Arzt Virchow waren besorgt bzgl. der hygienischen Situationen in der Millionenstadt. Nach bis 1910 wurden Abwässer einfach auf die Strassen geschüttet.

 

Dieses Dreiergespann trieb die Fürsorge für die Bevölkerung an, da die sanitären Verhältnisse katastrophal waren, so wie wir sie heute in vielen Fluchtherrkunftsländern kennen.

 

Zum damaligen Stand der Technik war diese Entscheidung weitreichend und sehr positiv. Deshalb konnte danach die Besiedlung der Stadt menschenverträglich weitergeführt werden.

 

Also eine soziale Entscheidung, die sogar nachhaltig war, da die mit menschlichen Fäkalien gedüngten Felder höhere landwirtschaftliche Erträge produzierten.

 

Leider kamen nicht nur die Fäkalien , sondern zusätzlich aus der aufkeimenden Industrie Abfallstoffe ins Abwasser, die dort eigentlich nicht hingehörten.

 

Der Nachlass, dieser gesamten Schadstoffe, die in den Rieselfeldern ausgefiltert wurden, zeigt jedoch deutlich, womit unsere Gesellschaft auch heute noch zu kämpfen hat; mit Altlasten aus vorangegangenen politischen Entscheidungen und auch technischen Entwicklungen, siehe heute die Probleme bei der Atomkraft und deren Entsorgung.

 

Nach meiner Einschätzung produzieren wir zu viel Sinnloses, verbrauchen dafür sehr viel Energie und so entsteht schlussendlich eine große Menge Müll, mit dem die Gesellschaft nicht weiß, wie man damit umgeht.

 

Ohne ökologische und nachhaltig langfristige Strategien sind Völker zum Untergang verdammt, siehe z.B. die Kultur auf den Osterinseln.

 

Was blieb übrig von der Kultur auf den Osterinseln …. die tollen Steinskulpturen -- Moai.

 

Es soll jedoch kein Vergleich der Skulpturenlinie „Steine ohne Grenzen“ unserer Gesellschaft mit der der Osterinseln gezogen werden.

 

 

In der Forstwirtschaft ist der Begriff Nachhaltigkeit entwickelt worden; im jetzigen Verwaltungshandeln dieser Berliner Forstverwaltung sollen ökonomische und ökologische Grundprinzipen mit Leben erfüllt werden.

 

Ich bezweifle jedoch, dass selbst in unserer Berliner Forstverwaltung dieser Spagat zwischen einer nachhaltigen, wenig Ressourcen verbrauchenden Wirtschaftsweise und den heutigen Anforderungen an ökonomische Sachzwänge gelingt.

 

Nach meiner Einschätzung verbrauchen wir selbst zu viele nicht wieder ersetzbare Ressourcen.

 

Es wird der gesamte Arbeitsprozess darauf getrimmt, mit immer weniger Menschen schneller, effizienter und mehr zur arbeiten;

 

dies geht nur unter dem Einsatz von hochwertiger Energie wie Erdöl und Strom und den damit angetriebenen Hilfsgeräten.

 

Wenn ich diese Problematik wieder auf unseren Anlass der Verlängerung der Skulpturenlinie herunterbreche, kann man bei der Mehrzahl der hier ausgestellten Kunstwerken das händische Mühsal erkennen, welches notwendig ist, mit Hand diese Sandsteine zu bearbeiten.

 

Als Antrieb dafür reichten bildhaft gesprochen 5 Brötchen und etwas Salat und Wasser.

 

Aber beim Aufstellen haben wir die Hilfe der Technik gerne in Kauf genommen… Den Trecker oder den Bagger der Firma Baustoff und Gewässer-

sanierungs GmbH Dessau möchten wir nicht missen.

 

Aber auch diese Maschinen arbeiten mit fossilen Energien…Wie sollten wir es anders machen… mit Pferd und aufwendigen Holzkränen von Menschenhand bewegt… Vor hundert Jahren war es so üblich..!

 

Auch in der Land und Forstwirtschaft scheinen wir völlig abhängig von den Scheichs und Herrn Putin zu sein.

 

Wir sollten es der Natur nachmachen: mit sowenig Input wie möglich soviel Ergebnis wie möglich --- ökologisch langfristig nachhaltiges Wirtschaften -- mit dem geringst möglichen Einsatz von Ressourcen.

 

Aber was hieße das für alle Beteiligten, es dauert und dauert nach heutigen in der Gesellschaft angesetzten Maßstäben unendlich lange; fossil angetriebene Technik spart scheinbar Zeit;

 

vielleicht bezahlen die nachfolgenden Generationen diese Zeitersparnis mit einem völligen Stillstand???

 

Aber wie wollen wir alle wirklich nachhaltig leben?

 

Für das Überleben einer Gesellschaft sind meiner Einschätzung vermehrt andere Werte als Profitabilität wichtig:

 

Werte wie kulturelle und künstlerische, zwischenmenschliche und gemeinschaftliche Schwerpunkte und nicht nur auf den persönlichen egoistischen Profit ausgerichtete Lebensweisen, natürlich auch Religionsfreiheit und Vieles mehr.

 

Zurück zu unseren Künstlern und den beiden Initiatoren Silvia Fohrer und Rudolf Kaltenbach.

 

Besonders die beiden „Macher“ muss ich besonders dafür loben, dass sie trotz oft trostloser finanzieller Situation einfach daran glauben, wieder das nächste anzuschieben.

 

Sie leben diese Kunst und sind fast schon so standhaft wie das Material, welches sie bearbeiten.

 

Dass Sie sich zusätzlich an die schwierige Problematik der Einbindung der in Buch lebenden Flüchtlinge heranwagen und diese in den künstlerischen Schaffensprozess, so wie Ihre Kraft es erlaubte, eingebunden haben, finde ich bemerkenswert.

 

Soviel Kraft kann sicherlich nicht jeder aufbringen, aber wenn die Belastung, die sicherlich auf uns alle zukommt auf viele Schultern verteilt wird, ist schon viel gewonnen.

 

Hier schließt sich schon wieder der Kreis;

 

Ich denke, dass wir hier zusammengekommen sind, um anzusehen, wie die Künstler versucht haben, Ihre eigenen Grenzen zu überspringen, um etwas Neues zu schaffen.

 

Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Besucher daran erfreuen werden und Kraft schöpfen für die Forderungen der Zeit --

 

Sperren Sie endlich Ihren Kopf auf.. Machen Sie ihn frei für die Forderungen der Zeit

 

Das sind Sprüche, die die DADA Künstler in der von den Nazis denunzierenden Kunstausstellung „ Entartete Kunst“ aus dem Jahre 1937 ausgestellt hatten. Sie haben heute noch Ihre Bedeutung.

 

Ein Skulptur von Otto Freundlich, dem Gründungsvater dieser Skulpturenlinie, wurde auf dem Einband des Ausstellungsführer für „Entartete Kunst“ gezeigt.

 

 

 

Die Ausstellung „Entartete Kunst“ war eine von den Nationalsozialisten organisierte Propagandaausstellung in München. Sie wurde am 19. Juli 1937 in den Hofgartenarkaden eröffnet und endete im November desselben Jahres. Parallel fand die einen Tag zuvor eröffnete „Erste Große Deutsche Kunstausstellung“ statt, so dass „Entartete Kunst“ und die vom Regime geförderte Kunst, die sogenannte „Deutsche Kunst", gegenübergestellt wurden. Der Münchner Ausstellung folgte bis 1941 eine Wanderausstellung unter demselben Titel, die in zwölf Städten Station machte, jedoch teilweise andere Exponate zeigte.

 

Die Münchener Ausstellung wurde von Adolf Ziegler organisiert, der auch die vorhergehenden Beschlagnahmungen leitete. So wurden von der Kommission um Ziegler in Sammlungen und Museen wie dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln, dem Folkwang-Museum in Essen, der Kunsthalle in Hamburg, dem Landesmuseum in Hannover und der Neuen Abteilung der Nationalgalerie in Berlin als „entartet“ geltende Kunstwerke zur Verwendung in der Schau ausgesucht, von denen dann 600 tatsächlich gezeigt wurden. Sie repräsentierten die geschmähten Kunststile Expressionismus, Dadaismus, Surrealismus und Neue Sachlichkeit. Um eine chaotische Wirkung zu erzielen, wurden die Werke absichtlich unvorteilhaft in den Ausstellungsräumen gehängt und mit Schmäh-Sprüchen an den Wänden versehen. Damit war die gesamte Ausstellung auf ihre propagandistische Wirkung hin ausgerichtet. Die Ausstellung „Entartete Kunst“ hatte laut offiziellen Angaben 2.009.899 Besucher und war, auch wenn diese Zahl geschönt ist, bis dahin eine der meistbesuchten Ausstellungen Moderner Kunst.[1]

 

Olaf Zeuschner, Revierförster Berlin-Buch 2015